Häuser spüren, wenn man sie mag. Wenn das so ist, mag das Haus auch seine Bewohner. Dann ist das Haus ein Zuhause. Alles ist gut. Alle sind zufrieden.

Bis zu dem Tag, an dem die Bewohner ausziehen und ein überaus trauriges Haus zurück lassen. Es verfällt langsam, lässt die Dachziegel hängen und vergrault mit all seinen Tricks jeden Interessenten, der ihm nicht passt.

Dann kommt der Tag, an dem zwei junge Männer kommen. Sie wollen das verfallene Haus ansehen. Sie machen Pläne fürs Dach, für das Abdichten von undichten Stellen. Das alte Haus ist noch nicht überzeugt. Es versucht auch bei diesen beiden Menschen, sie abzuschrecken.

Doch – sie lassen sich nicht davon abhalten, sich jedes Zimmer und den Garten genau anzusehen und zu sagen: „Es ist perfekt!“

Und als die beiden eines Tages mit einem Baby auf dem Arm ins Haus kommen, schöpft das alte Haus wieder Hoffnung. „Ich bin wieder ein Zuhause!“ denkt es glücklich. „Man hat mich liebevoll restauriert. Dafür schließe ich die kleine Familie in mein altes Herz.“

Bremen, 9. Oktober 2022