Buchcover "Wie man Wunder wachsen lässt" von Tae Keller

Wie man Wunder wachsen lässt

von Tae Keller
Fischer KJB
2018, 287 Seiten
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Preis: 15,00 Euro

Als Nathalies Lehrer, Mr. Neely ihnen alte Aufsatzhefte verteilt, ist die ganze Klasse sprachlos. Soll wahrscheinlich ein Witz sein.

Im Gegenteil. Mr. Neely gibt jedem von ihnen damit ein „Heft des Staunens“, ein Heft in dem sie alle Beobachtungen notieren und ihre Reise in die Welt der Wissenschaft dokumentieren sollen. Und er verspricht ihnen, dass sie am Ende des Jahres alle etwas gelernt haben.

Außerdem verteilt er noch einen gelben Flyer an alle. Schreiend gelb – scheint ja wichtig zu sein, denkt sich Nathalie, bevor dieser in den Untiefen ihrer Tasche verschwindet.

Eigentlich hat sie momentan ganz andere Sorgen. „Hefte des Staunens“ und gelbe Flyer sind da das Letzte was sie interessiert.

Zuhause scheint ihre heile Welt zu zerbrechen. Das weiß niemand, noch nicht mal Twig ihre beste Freundin. Mum schließt sich schon seit Wochen im Schlafzimmer ein. Dunkel ist es dort, dunkel und ruhig. Auch das fröhliche Lachen ihrer Mutter und die tollen Dinge, die Mutter und Tochter zusammen gemacht haben sind vorbei. Es ist, als ob ihre Mum nur noch körperlich anwesend ist.

Nathalies Dad versucht alles so normal wie möglich erscheinen zu lassen. Aber Nathalie ist ja kein kleines Kind mehr. Sie ist 11 und weiß ziemlich genau, dass hier etwas nicht stimmt. Zur Arbeit geht Mum auch nicht mehr. Man hat sie vor die Tür gesetzt. Sehr wahrscheinlich. Weil sie in ihrer Forschung um die seltenen blauen Orchideen, die in Neumexiko von heute auf morgen auf wundersame Weise geblüht haben, nicht weitergekommen ist. Keine Ergebnisse, kein Geld, keine Arbeit. Das wird es sein.

Doch irgendwie muss es ihr doch gelingen die geliebte, fröhliche Mum wieder zu bekommen. Da fällt ihr Blick auf den quietschgelben Flyer von Mr. Neely.

Wer es schafft, ein rohes Ei drei Stockwerke tief fallen zu lassen ohne das es zerbricht bekommt 500 Dollar. 500 Dollar. Damit könnte man eine Menge anfangen. Man könnte zum Beispiel mit seiner Mutter nach Neumexiko fliegen, um die wundersamen blauen Orchideen zu besuchen. Vielleicht könnte das ihre Mum aufmuntern und sie würde wieder die alte.

Nathalie beschließt diesen Wettbewerb zu gewinnen. Koste es was es wolle. Es muss eine Lösung für das rohe Ei geben. Und auf einmal begreift sie, dass Mr. Neelys Heft hilft, ihre Gedanken und Ideen zu sortieren. Gemeinsam mit Twig und dem Inder Dari stecken sie alle Energie in das Projekt „Operation Ei“.

Als der große Tag endlich gekommen ist, um ihre Forschungsergebnisse vorzustellen, läuft alles anders wie geplant und das bringt Nathalie auf eine verhängnisvolle Idee.

Bremen, 7. Mai 2018