Buchcover "Krieg - Stell Dir vor, er wäre hier" von Janne Teller

Krieg – Stell Dir vor, er wäre hier

von Janne Teller
Carl Hanser Verlag
2011, 64 Seiten
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Preis: 6,90 Euro

Unsere Reisepässe hatten nicht immer die Größe einer Bankkarte.
Als unser Sohn alt genug für einen Reisepass war, bekam er einen dieser grünen Pässe, der aussah wie ein kleines gebundenes Büchlein mit Foto und Stempeln.
Das Büchlein von Janne Teller hat nicht ohne Grund exakt diese Größe.

Denn – was wäre, wenn nicht wir all die Flüchtlinge aufnehmen würden, die aus ihren Heimatländern fliehen, weil sie dort ihres Lebens nicht mehr sicher sind, sondern wir die Flüchtlinge wären, die Deutschland verlassen müssen, weil die Demokratie zur Europäischen Union geführt hat und die Europäische Union aus diesem Grunde zusammengebrochen ist, aus der sich eine neue politische Ordnung ergeben hat, in der niemand mehr ein Demokrat sein darf.

Janne Teller fragt: Wenn bei uns Krieg wäre, wohin würdest du gehen?

Die Familie in Janne Tellers Geschichte flieht aus Deutschland und wird nach einer langen Odyssee endlich in Ägypten aufgenommen. Zurück wird sie nie mehr können. In Ägypten lebt sie in einem Zeltlager, ohne Pass, ohne Papiere. Das Lagerleben ist nicht einfach. Immer wieder kommt es zu Streit zwischen den Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Die Ägypter bezeichnen die Flüchtlinge als „unzüchtige Heiden ohne Disziplin“.
Irgendwann werden die Fremden geduldet – akzeptiert sind sie deshalb nicht. Flüchtlinge seien nicht gut für die Ägyptische Gesellschaft, heißt es.

Ein Familienmitglied beißt sich durch, integriert sich, lernt Arabisch, sucht eine Arbeit. Die Familie ist jetzt in Ägypten zuhause, träumt aber jede Nacht davon, wie es sein würde, wenn sie wieder in ihre Heimat zurückkehren könnte.

Fällt Euch etwas auf? Das, was die deutsche Flüchtlingsfamilie in der Geschichte von Janne Teller erleben und erleiden muss, passt exakt zu dem, was die meisten der Flüchtlinge bei uns in Europa aushalten müssen. Auch in Deutschland. Es ist an der Zeit, über ein paar Dinge nachzudenken. Findet Ihr nicht?
Ich bin mir sicher, dass sich dieses kleine Büchlein in viele Köpfe einnisten wird.
Hoffentlich auch in Eure.

Bremen, 27. Juni 2013