Da ist der gute Jörn heilfroh, die Schule halbwegs gut hinter sich gebracht zu haben und freut sich auf eine Fahrradtour (solange das Geld reicht) mit dem besten Kumpel, da passiert das, was sämtliche Pläne zunichte macht. Und zwar so richtig. Es stirbt jemand, den er noch nicht mal kennt, der aber für die nächsten Wochen seine Pläne so durchkreuzt, wie er gelebt hat. Chaotisch. Musik machend, Party feiernd, kriechend. Gut.

„Kriecher“ hat seine Mutter den Toten genannt. Seinen Vater. Kein gutes Haar hat sie an ihm gelassen, wenn sie von ihm sprach. Er sei davon gekrochen, sagt sie. Habe keine Verantwortung übernehmen wollen. Und genau dieser Kriecher legt ihm jetzt unsichtbare Handschellen an und verpflichtet ihn in seinem letzten Willen, das, was von ihm übrig ist, also seine Asche, dort zu begraben, wo er geboren wurde. In Italien.

Ein Kumpel bringt die Asche in einem „Rainmaker“ (das ist ein Musikinstrument) versteckt und mit zehn Briefen seines Vaters vorbei und macht Jörn klar, dass er gar nicht anders kann, als den letzten Willen seines Vaters zu erfüllen.

Na klasse. Irgendwie scheint jeder von ihm zu erwarten, dass er sich auf die Socken nach Italien macht. Letzte Ausrede: Kein Geld für eine Reise. Kein Problem. Es gibt Tickets für die Reise mit einem Kreuzfahrtschiff „all inclusive“.

Die Aussicht auf eine Reise, die er allein antreten darf (Jörn ist noch nicht ganz volljährig) lässt ihn drüber nachdenken und schließlich zustimmen. Und eigentlich ist der junge Mann froh, dieses große weiße Loch vielleicht endlich füllen zu können, das sein Vater hinterlassen hat.

Das ist ein witzig geschriebener, prima zu lesender kurzweiliger Trip für Jörn zu seinen Wurzeln. Und so ganz nebenbei trifft er seine Traumfrau.

Das macht die Geschichte schön rund und hinterlässt zufriedene und vielleicht ein wenig nachdenkliche Leser.

Der Autor wurde 1968 in Solingen (im Rheinland) geboren und hat bisher nationale und internationale Förderungen, Stipendien und Preise erhalten. Er lebt heute in Kanada und Deutschland.

Bremen, 19. Mai 2015