Der Edelmann, von dem hier die Rede ist, tut nichts anderes, als Bücher über das Rittertum zu lesen. Das wäre nicht weiter schlimm, würde unser Edelmann nicht jedes Wort der Geschichten glauben.

In der Folge wird sich erweisen, dass er sich eine Ritterrüstung bastelt, seinen alten Gaul sattelt, sich einen entsprechenden Namen verpasst und sich auf macht, die Welt von all dem Bösen zu befreien, das er zu finden glaubt. Berühmt will er seinen Namen machen. Als unsterblicher Ritter will er in die Geschichte eingehen. Der Gaul hört auf den Namen Rosinante, er selbst nennt sich Don Quixote de la Mancha und seine Angebetete hört auf den Namen Dulcinea von Toboso.

Ach ja. Einen Diener braucht man natürlich auch. Das wird Sancho sein. Dass die Nachbarschaft sich über ihn amüsiert, dass seine Umgebung glaubt, er sei verrückt geworden, all das interessiert ihn nicht im geringsten.

Von einem Kneipenwirt zum Ritter geschlagen, macht er sich auf, seine geliebte Dulcinea zu suchen und sie hoffentlich auch zu finden und aus den Fängen des bösen Zauberers Merlin zu befreien.

Fakt ist, dass er auf seiner Reise jede Menge Prügel einsteckt, dass die Leute ihn auf dem Weg zur Rettung der Welt belächeln, ihn bestehlen und demütigen. Aber Don Quixote de la Mancha ist das egal. Er zieht sein Ding durch und stolpert von einem Abenteuer ins höchst unterhaltsame nächste, bis er am Ende seiner langen Reise erkennen muss, dass er gegen Windmühlen gekämpft und dass er Dulcinea von Toboso, die Liebe seines Lebens, nicht gefunden hat. Mit letzter Kraft findet er den Weg nach Hause und stürzt erschöpft von Rosinante.

Don Quixote de la Mancha ist am Ende seines Lebens angekommen. Seiner Nichte vermacht er sein Vermögen unter der Bedingung, dass sie es wieder verliert, wenn sie einen Mann heiraten sollte, der Ritterbücher besitzt.

Man mag nicht glauben, dass man sich die Geschichten von Don Quixote de la Mancha seit 400 Jahren erzählt.
Erzählt sie weiter!

Bremen, 19. Mai 2015