Haben Widerstandsbewegungen bessere Chancen, ihre Ziele zu erreichen, wenn sie friedlich bleiben? Und wenn ja, warum ist das so? Was spricht gegen den Einsatz von Gewalt? Und wie kann eine Widerstandsbewegung erfolgreich sein?

An diesen Fragen entfacht sich in einem Wohnzimmer in Altenburg eine Diskussion über gewaltlosen Widerstand. Dabei verirrt sich überraschen der*die ein oder andere Expert*in ins Wohnzimmer und gibt seine*ihre wissenschaftlichen Theorien und Erkenntnisse zum Thema preis.

Ausgangs-Situation: In einem Altenheim in Altenburg kommt es nach tagelangen Protesten zu Gewaltausschreitungen. Sitzstreiks in den Fluren. Verweigerung der Teilnahme an Mahlzeiten. Die Bewohner protestieren gegen den „miesen Saufraß“. Die Heimleitung lässt die Flure räumen, ohne auf die Forderungen der Bewohner einzugehen.

Dann eskaliert die Situation.
Essen fliegt durch die Luft.
Das Pflegepersonal wird angegriffen.
Die Polizei ermittelt gegen drei Bewohnerinnen.
Eine von ihnen ergriff beim Eintreffen der Einsatzkräfte die Flucht.

In einer WG in Altenburg hat man gerade die Abendnachrichten geschaut. Es entbrennt eine Diskussion darüber, ob man der Heimleitung die Hölle heiß machen sollte, ihnen ihre Karren anzünden oder ob Gewalt dann doch nicht die beste Lösung ist.

Es stellt sich heraus, dass die Mutter eines der Mitbewohner wohl in diesem Heim lebt. Er verteidigt das Verhalten der Heimleitung, das Räumen der Flure von den Sitzstreikenden und missbilligt das Verhalten der Bewohner. Er hätte sich gewünscht, dass sie Unterschriften sammeln und das ausdiskutieren. (Prima: Stuhlkreis mit Erdbeertee vielleicht?)

Wir lernen beim Lesen, dass es eine ganze Menge Beispiele von gewaltlosem Widerstand gegeben hat, der dazu beitrug, Diktaturen zu stürzen oder das Ende einer Fremdherrschaft zu bewirken. Gewaltloser Widerstand wurde aber genauso auch schon für alle möglichen anderen Anliegen erfolgreich eingesetzt. Zum Beispiel von der Frauenbewegung oder der Anti-Atomkraft-Bewegung.

Die WG kann sich nicht einigen, checkt das Internet bei Gandhi, Martin Luther King Jr., liest über Rosa Parks und den „Marsch auf Washington“ und diskutiert das Für und Wider.

Sehr lehrreich, ausgesprochen unterhaltsam, zumal sich am Schluss herausstellt, dass die Mutter dieses einen Mitbewohners die Anführerin des Aufstandes gewesen ist.

Großartig!

Bremen, 12. September 2021