Tausend Millionen Weihnachtsmänner

von Hiroko Motai
Fischer Sauerländer Verlag
2015, 40 Seiten
Altersempfehlung: ab 4 Jahren
Preis: 14,99 Euro

Seien wir ehrlich. Der Mann hat einen harten Job zu erledigen. Nach neuesten Erkenntnissen sind gerade tausend Millionen Weihnachtsmänner unterwegs. Und jährlich werden es mehr. Warum? Werfen wir einen Blick zurück.

Irgendwann in einer Zeit, an die sich niemand von uns mehr erinnert, hat es nur einen einzigen Weihnachtsmann gegeben, der eine überschaubare Anzahl von Kindern persönlich beschenkte. Das war jene Zeit, als er das noch ohne größere zeitliche Probleme bewältigen konnte.

Doch wie wir alle wissen, hat sich die Welt weiter entwickelt. Die Menschheit vermehrt sich mit jedem Tag. Irgendwann war der gute Mann an die Grenzen des Machbaren gestoßen und bat Gott, ihn zu klonen. Zu Zweit würden sie das prima schaffen.

Gott war einverstanden, machte ihn allerdings darauf aufmerksam, dass er mit jedem Klon kleiner werden würde. Der Weihnachtsmann akzeptierte. Was sollte er machen?! Schließlich wollte er seinen Job gut machen. Wären sie zu zweit, könnte er nicht mehr jedes Kind persönlich besuchen. Aber das war okay.

Zu Zweit ging das mit dem Beschenken auch eine ganze Weile gut. Bis zu dem Tag, an dem beide Weihnachtsmänner sich einig waren: Wir schaffen das nicht mehr. Also baten sie Gott um weitere Klone, denn die Welt hörte nicht auf, zu wachsen.

Die Menschen vermehrten sich immer weiter und wir ahnen, was passieren sollte: Aus einem Weihnachtsmann wurden zwei, dann vier, dann acht…

Mittlerweile sind es so viele, dass man sie mit bloßem Auge nicht mehr wahrnehmen kann. Und das, Kinder, ist der Grund, warum Ihr den Weihnachtsmann nicht mehr sehen könnt – abgesehen von denen in den Fußgängerzonen, die so tun, als wären sie der Weihnachtsmann.

Heute ist es so: Tausend Millionen Weihnachtsmänner kriechen in der Adventszeit in die Ohren der Erwachsenen, wenn sie schlafen und flüstern ihnen diesen Zaubersatz ins Ohr: „Beschenkt Eure Kinder!“
Und, wisst Ihr was?! Die Erwachsenen machen genau das!

Bremen, 1. Oktober 2015