Buchcover "Stürmische Meere" von Mary Beth Leatherdale

Stürmische Meere

von Mary Beth Letherdale
Orlanda Verlag, Berlin
2021, 62 Seiten
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Preis: 19,50 Euro

Eine der Autorinnen, Mary Beth Leatherdale, beginnt Ihr Vorwort zum Buch wie folgt:

„Wenn du das liest, hast du – genau wie ich – vermutlich in der Lotterie gewonnen. Keine Lotterie, in der man einen riesigen Scheck bekommt und auf einen Schlag reich wird. Ich meine den Gewinn in einer anderen Lotterie – den wirklich wertvollen, ich meine einen Glücksfall, auf den du keinen Einfluss hattest: dass du an einem relativ friedlichen und ziemlich wohlhabenden Ort der Welt geboren wurdest oder dorthin eingewandert bist. Neben allem anderen, was an dir einzigartig ist, macht dich das zu etwas ganz Besonderen.

Über 82 Millionen der fast acht Milliarden Menschen auf der Welt haben weniger Glück. Sie mussten ihr Zuhause wegen Krieg, Verfolgung, Armut oder Naturkatastrophen verlassen. Für viele dieser entwurzelten Menschen besteht keine Hoffnung, jemals in ihre Heimat zurückkehren zu können, deshalb suchen sie Schutz und Aufnahme, also Asyl in einem anderen Land. Über die Hälfte dieser Geflüchteten sind Kinder und Jugendliche, viele sind Waisen oder unbegleitete Minderjährige, das heißt, junge Menschen unter 18, die ganz alleine unterwegs sind.“

Seit Jahrhunderten haben Kriege, Hungersnöte, Armut und religiöse Verfolgung Menschen dazu gezwungen, ihre Familien, ihre Freundinnen und Freunde und alles Vertraute zurückzulassen in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Bis heute. Das darf man nicht vergessen.

Beispiel: Wir schreiben das Jahr 1670 – Hugenottinnen und Hugenotten (das sind Menschen mit protestantischem Glauben) verlassen Frankreich in Richtung England, weil sie Schutz vor religiöser Verfolgung suchen. Das war erst der Anfang, von dem wir wissen.

Zugegeben, 1670 ist sehr lange her. Aber es verhilft Euch vielleicht zu einem anderen Blick auf Menschen, die auch hier bei uns Hilfe und Schutz suchen.

Und – gehen wir nicht davon aus, dass das, was 1670 dokumentiert wurde, vorbei ist. Flucht und Vertreibung zieht sich durch alle Jahrhunderte und ist noch lange nicht vorbei. Und – gehen wir nicht davon aus, dass die Welt, ihre Politiker und Gesellschaften eine bessere wird.

Seien wir dankbar und demütig für das Leben, das wir führen dürfen und helfen wir anderen.

Bremen, 6. November 2021