Kay ist auf dem Weg zur Schule. Wie jeden Morgen. Aber er hat keine Lust, er hat eine große Wut im Bauch. Seine Wut ist nur das Ventil für das was er zuhause erlebt. Sein Vater hat vor kurzem seine Arbeit verloren. Nun lässt er seinen ganzen Frust an der Familie aus. Wütend ist er auch. Und damit diese Wut nicht im Bauch bleibt muss sie raus. So wie bei Kay eben auch.

Zuerst einmal greift Kay sich Pauline. Sie ist viel kleiner als er und sie ist ein Mädchen. Schließlich liegt Pauline auf dem Boden. Sie heult. Aber die Wut ist immer noch da.

Dann ist Finn dran. Der muss Kay seine Hausaufgaben geben. Wozu muss man seine Nachmittage mit Schularbeiten verbringen, wenn es doch andere für einen machen können. Kay ist gemein zu Finn. Aber die Wut ist immer noch da.

Gemeinsam mit seinem Kumpel Sven denkt Kay sich gerne schlimme Sachen aus. Dann fühlt er sich stark und mächtig. Ganz groß, wenn die anderen Angst haben oder heulen, aber nicht wagen etwas zu sagen.

Den Lehrern bleibt das nicht verborgen, aber sie sind ratlos. Sie wissen nicht warum Kay sich so verändert hat. Eigentlich war er ein lieber Junge. Hilfsbereit und warmherzig. Doch jetzt ist er ein Schläger und tyrannisiert seine Mitschüler wo er nur kann.

Dann kommt Greta in die Klasse. Greta ist anders als andere Mädchen in ihrem Alter. Sie hat das Down-Syndrom. Greta versteht nicht, warum man etwas nicht direkt aussprechen darf und deshalb fragt sie. Fragt alles was ihr gerade in den Kopf kommt. Und wenn sie Lust hat, dann tanzt sie. Oder sie geht einfach aus dem Garten ihres Hauses durch die Gartentür und ist verschwunden.

Das allerdings ist nicht lustig, denn Gretas Mutter macht sich immer schreckliche Sorgen um sie. Deshalb ist es gut und wichtig, das immer jemand in Gretas Nähe ist. Immer jemand ein Auge auf sie hat.

Und dieser jemand wird Kay. Unfreiwillig. Auch dazu hat er keine Lust und seine Wut im Bauch wird immer größer. Aber Greta macht sich nichts aus seiner Wut.

Die Erwachsenen glauben alle, dass es eine gute Lösung ist. Keiner von ihnen ahnt auch nur im geringsten, das das sehr gefährlich werden kann für Greta.

Aber es wird gut ausgehen. Das kann ich Euch versprechen.

Bremen, 27. November 2019