Rotkäppchen rettet den Wolf

von Petra Piuk und Gemma Palacio
Leykam Verlag
2022, 60 Seiten
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Preis: 15,00 Euro

Auf dieses Rotkäppchen hat die Welt gewartet. Dabei ist es auch noch witzig. Und ist kein Märchen. Es ist nicht das Rotkäppchen-Märchen, das Millionen Kinder vor Angst schlotternd am Einschlafen gehindert hat. Also, kein kleines Mädchen mit rotem Häubchen, einem Korb mit Leckereien auf dem Weg durch den gefährlichen Wald, vorbei am gefährlichen Wolf, zur Hütte der kranken Großmutter. Nein.

Gut. Es gibt ein kleines Mädchen, das Anna und nicht Rotkäppchen heißt, aber von allen so genannt wird, weil sie ständig diese rote Baseballkappe trägt, die ihr die Großmutter geschenkt hat. Und es gibt eine Großmutter, die nicht krank ist, die aber besucht werden soll. Es wird auch niemand gefressen und wieder gerettet. Nein.

Allerdings soll der Großmutter ein Kirschkuchen gebracht werden, den Annas Mutter gebacken hat. So weit so gut.

Auf ihrem Weg durch den Wald – und durch den muss auch das aktuelle Rotkäppchen laufen – trifft sie auf eine Spur von Müll, der sie unerschrocken folgt. Wer ist der Schmutzfink, der ihren Wald mit Müll verunreinigt? Das ist einfach. Es ist Bürgermeister Wolfgang Wolf von Buchwalden an der Grimm – wo die Geschichte spielt.

Herr Wolf raucht, isst und trinkt auf seinem Spaziergang und lässt sämtlichen Müll ungeniert hinter oder neben sich fallen und natürlich liegen.

Als Anna Rotkäppchen ihn einholt, stellt sie ihn zur Rede und wird ausgelacht. Den Wald würde es sowieso über kurz oder lang nicht mehr geben, grölt er gut gelaunt, die großen Dollarzeichen in den Augen. Der Wald müsse nämlich für das neue Einkaufszentrum weichen, das er für die Bürger von Buchwalden an der Grimm bauen lassen wolle. Auf Annas Frage, wo denn die Tiere und vor allem die Familie Wolf leben soll, die gerade Nachwuchs haben, meint der Herr Bürgermeister, sie solle sich nicht so anstellen. Wären doch eh bloß Tiere. Und Wölfe gehörten abgeschossen, weil sie die Menschen bedrohen.

Das werden wir ja sehen, denkt unser Rotkäppchen und trommelt jede Menge Kinder, Omas, Eltern, sämtliche Vereine und wildfremde Leute zusammen, bemalt Bettlaken, tackert sie an Holzleisten und fertig ist die Demo zur Rettung des Waldes. Gibt es ein Happy End? Ja. Und das Rezept für den Kirschkuchen findet Ihr am Ende des Buches. Sehr lecker übrigens.

Spaß beiseite – Ernst in die Mitte! Lasst uns gemeinsam etwas für die Natur tun. Für den Wald und seine Tiere, für die Wölfe, die ebenso ein Bleiberecht haben. Ihr könntet für den Bio-Unterricht Referate erarbeiten, Spendenaktionen für den WWF ins Leben rufen, und und und. Werdet einfach aktiv.

Ach ja – hör mal, Rotkäppchen: Du hast Deine wirklich gute Geschichte witzig erzählen lassen, hast allerdings ein wenig zu sehr bei mir abgeguckt. Ich will mal nicht so sein. Machst Du das aber noch Mal, wird die Tante böse.
Und Kirschkuchen gibt’s dann auch nicht mehr.

Bremen, 16. Februar 2022