Niemals

von Bruno Duhamel
avant Verlag
2021, 56 Seiten
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Preis: 20,00 Euro

Erstens: Eine Oma, die so mutig ist wie Madeleine, wäre ich auch gerne.

Aber zur Graphic Novel, zur Geschichte: Madeleine lebt zusammen mit ihrem dicken Kater Balthazar und all ihren Erinnerungen an ihren verstorbenen Ehemann Jules in einem kleinen Haus an der Steilküste von Troumesnil. Das ist ein Badeort in der Normandie. Jules lebt in Madeleines Alltag allerdings weiter. Vom Frühstück bis zum Abendbrot und darüberhinaus. So lässt es sich leichter ertragen, dass sie blind ist. Ihr Leben mit Jules war ein gutes Leben, aber alleine ist es doch nicht ganz so einfach. Davon weiß auch der dicke fette Kater Balthasar ein Lied zu singen… manchmal.

So weit, so gut.

Nun ist es so, dass Madeleines Haus der übergroßen Gewalt der Natur ausgesetzt ist. Soll heißen, dass die Natur, sprich, der Sturm, sich Meter für Meter des Untergrundes, auf dem Madeleines Haus steht, holt. Ohne zu fragen. Das bedeutet weiterhin, dass Madeleine irgendwann ihr Zuhause verlassen muss, weil das Haus abzustürzen droht.

So weit, so schlecht.

Nun ist da der Bürgermeister des Badeortes, der mit allen Mitteln versucht, Madeleine einen Umzug in eine Seniorenresidenz schmackhaft zu machen, weil er fest davon überzeugt ist, dass Madeleine nicht mehr klar denken kann.

Das kommt für Madeleine überhaupt nicht in Frage, stellt sie wortgewaltig klar. Was sie ihm allerdings verschweigt, ist, dass sie keinesfalls „plemplem“ ist, ihre grauen Zellen wunderbar funktionieren und dass sie sehr wohl weiß, dass Jules von einer Ausfahrt zum Fischen nicht zurück gekommen ist. Aber das sagt sie ihm nicht. Was sie ihm allerdings sagt, ist, dass Jules vor Jahren jede Menge Handgranaten im Garten verbuddelt hat, die sie zu ihrem Schutz einzusetzen gedenkt. Schlaue Madeleine.

Dann haben wir noch die Ehefrau des Bürgermeisters, die hinter dessen Rücken Sachen versucht, die man mit alten Menschen nicht macht, damit sie ihr Zuhause verlassen. Aber das nur nebenbei.

Als es bei einem Unwetter dann fast zur Katastrophe kommt, nimmt sich ein Feuerwehrmann ein Herz und besucht Madeleine. Er will versuchen, mit ihr zu sprechen und sie davon überzeugen, aufzugeben.

Das ist übrigens exakt der Feuerwehrmann, der vor ein paar Tagen gerade noch so verhindert hat, dass Madeleine dem Bürgermeister eine Handgranate „überreicht“. Hätte sie natürlich nicht gemacht, aber das hat der Bürgermeister nicht gewusst.

Also zurück zum Feuerwehrmann. Madeleine lässt ihn ins Haus, macht die eine oder andere Flasche Cognac auf und man trinkt und spricht. Man ist sich überaus sympathisch. Dann wird Madeleine ernst. Sie übergibt dem Feuerwehrmann einen Umschlag mit einem Schriftstück für den Bürgermeister, damit der endlich Ruhe gibt.

Wisst Ihr, ich glaube ja, dass von dieser Stunde an der Feuerwehrmann und Madeleine bis heute regelmäßig die eine oder andere Alkoholität zu sich genommen haben und viel Spaß haben. Sei es Ihnen gegönnt und hoffen wir, dass die Natur ein Einsehen mit Madeleine hat. Auf die eine oder andere Weise.

Bremen, 18. März 2021