Buchcover "Luftpiraten" von Markus Orths

Luftpiraten

von Markus Orths
Ueberreuter Verlag
2020, 247 Seiten
Altersempfehlung: ab 9 Jahren
Preis: 14,95 Euro

Was so ein waschechter Luftpirat ist, der kann Brüllen ohne Luft zu holen. Luftpiraten haben immer schlechte Laune, sie sind verbittert und grießgrämig und ihre Haut ist grieselgrau. So grau, wie ein grauer Regentag im November.

Jeder Luftpirat trägt eine Augenklappe. Die verhindert, dass der Luftpirat, wenn er mal ganz fürchterlich schlechte Laune hat, also schlimmer als schlimme Laune, die Augenklappe jedenfalls verhindert, dass er mit dem darunter versteckten Blitzauge so doll blitzt und donnert, das es einem Angst und Bange werden kann.

Ein ganz besonders griesgrämiger und übellauniger Luftpirat ist Doktor Amadäus Adiaba, wohnhaft in Luftloch Nummer 13. Amadäus ist Luftpiratenlehrer und nicht zimperlich.

Als es an diesem Morgen an seiner Tür klopft, ist das schon ziemlich ungewöhnlich, weil sich das normalerweise nie jemand traut. Als Amadäus die Tür aufreisst um den Klopfer gehörig zusammen zu brüllen stockt ihm der Atem. Da liegt ein Luftpaket!

Ein Luftpaket kann nur eines bedeuten. Hierin kann nur ein gerade geborenes noch klitzekleines Luftpiratenkind sein. Ein Luftpiratenkind und das ihm, der sich schon genug mit den Gören von anderen Luftpiraten abgeben muss. Das kann eindeutig nur ein Fehler sein. Fehler! Rückgabe! Sofort!

Aber tatsächlich ist weit und breit kein Bote zu sehen, dem Amadäus das Paket mal eben wieder mitgeben kann. Und als wäre das nicht alles schon schlimm genug – als Amadäus dann doch vorsichtig das Paket öffnet liegt darin ein weißes Luftpiratenkind. Ein schneeweißes Luftpiratenkind. Noch nie hat er von einem solchen Kind gehört. Schneeweiß und nicht grau und das allerallerallermerkwürdigste: das Kind lacht. Es schreit nicht, es weint nicht, es lacht Amadäus mitten ins Gesicht.

Darüber muss er jetzt tatsächlich ein wenig nachdenken. Über das Nachdenken vergeht die Zeit wie im Flug und ehe sich Amadäus versieht, ist es Abend und der alte griesgrämige Lehrer liegt mit dem kleinen Luftpiratenjungen in seinem Bett aneinandergekuschelt um Einzuschlafen. Ein zufriedenes Lächeln huscht über die Gesichter der beiden Luftpiraten und stopp: Habt Ihr was bemerkt? Ja?! Auch Amadäus hat etwas gemerkt, nämlich das er gelächelt hat und das letzte Mal ist schon so lange her, dass er sich kaum noch daran erinnern kann.

Schon bald bekommt der kleine Luftpirat den Namen Zwolle, laut Allgemeiner Luftschutzverordnung muss er getauft und in die Gesellschaft eingeführt werden, aber Zwolle ist so erschreckend anders. Er ist leise, wenn er laut sein soll, er lacht, wenn er streiten soll, er beruhigt Amadäus, wenn er doch blitzen und donnern soll und er ist so weiß, dass er nicht zu den Luftpiraten passen kann.

Als Zwolle eingeschult wird, färbt er sich das Gesicht grau, damit er nicht so auffällt. Aber natürlich fällt es auf, dass er nicht so blitzen und donnern kann, wie die anderen Luftpiratenkinder und das er viel zu freundlich ist. Nicht nur die Kinder wundern sich auch der Oberluftpirat Peer Dekret und er ist es auch, der Zwolle und seinen Ziehvater Adiaba vor Gericht zerrt und ein schreckliches Urteil über Zwolle fällt.

Aber auch, wenn unsere Luftpiraten nicht alle ganz schlau sind und lieber brüllen und streiten, gibt es unter ihnen ein paar, die die Ungerechtigkeit nicht hinnehmen wollen und alles dafür geben, Zwolle zu retten. Dabei stellt sich heraus, das Zwolle gar nicht so hilflos ist, wie er scheint und das hinter der ganzen Sache ein ungemein gemeiner Verrat steckt. Luftpiratenehrenwort!

Bremen, 23. März 2020