Buchcover "Iskari" von Kristen Ciccarelli

Iskari – Der Sturm naht

von Kristen Ciccarelli
Heyne fliegt
2017, 416 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Preis: 16,99 Euro

Da war dieses kleine Mädchen, das die Gabe hatte, mit dem Erzählen von Geschichten Drachen anzulocken. Dann war da Kozu, der mächtigste aller Drachen. Der, der unbesiegbar war. Auch ihm erzählte das kleine Mädchen Geschichten und glaubte, Kozu sei ihr Freund. Doch das war nicht wahr.

Zuerst verletzte er das kleine Mädchen mit seinem Feuer schwer, dann zerstörte er ihre Heimatstadt, in der ihr Vater auch heute noch König ist. Das kleine Mädchen wurde so schwer verletzt, dass es fast gestorben wäre, hätte ein mutiger Junge Kozu nicht vertrieben.

Und hier ist sie heute. Asha, eine junge Frau, die einmal dieses kleine Mädchen gewesen ist. Asha, die heute bei der Drachenjagd eine Rüstung aus Drachenhäuten trägt, die sie vor dem Feuer schützten soll, das sie als kleines Mädchen so schwer verletzt hat. Denn hätte Asha den mächtigsten aller Drachen nicht mit einer Geschichte angelockt, hätte es dieses große Feuer nicht gegeben. Asha gibt sich die Schuld an der Zerstörung ihrer Stadt. Um sie zu sühnen, ist sie eine Iskari geworden. Eine Drachentöterin. Und zwar nicht irgendeine, sondern die mutigste und gefährlichste Drachentöterin. Zum Beweis ihres Mutes bringt sie ihrem Vater, den sie liebt und dem sie vertraut, seither immer den Kopf des jeweils getöteten Drachen.

Auch Jarek ist älter geworden. Aus dem tapferen Jungen, der bei dem großen Feuer beide Eltern verloren hat, ist – dank Ashas Vaters – ein grausamer Kommandant geworden, der mit dem Leben anderer Menschen zu spielen pflegt, weil er die Macht dazu hat. Wer seinen Plänen im Wege steht, verschwindet auf die eine oder andere Weise.

Zu ihrem Unglück hat der Vater diesem bösartigen Menschen seine Tochter versprochen. In sieben Tagen soll die Hochzeit sein. Dass Asha das um jeden Preis verhindern will, ist jedem klar. Sie versucht alles, ihren Vater umzustimmen. Aber der Vater bleibt hart, trifft allerdings mit seiner Tochter eine Abmachung: Bringt sie ihm Kozus Kopf, ist sie frei und muss Jarek nicht heiraten.

Wir lernen mit Asha von Kapitel zu Kapitel, dass nichts in ihrem Leben so ist, wie es scheint. Menschen, denen sie vertraut, werden sie verraten, hintergehen. Wir lernen Dax kennen, Ashas Bruder, der ein Schwächling mit einem eigenartigen Ruf sein soll. Wir lernen Torwin kennen, Jareks Sklaven. Dieser Torwin hat den unglaublichen Mut, sich gegen seinen Besitzer zu stellen und Asha im Kampf mit Kozu zu unterstützen, weil er weiß, dass sie das alleine nicht schaffen kann. Und Asha lernt. Lernt, dass Drachen Freunde sein können, dass man sich durchaus in sie verlieben kann. Das geschieht sehr langsam und sehr zart. Und Kozu wird es sein, der ihr die entscheidende Geschichte ihres Lebens erzählen wird. Und Asha versteht. Und handelt.

Ich bin mit den ersten Worten in „Iskari“ eingetaucht und nur widerwillig in die Gegenwart zurück gekehrt. Wunderbar, dass Ashas Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist.

Bremen, 9. Oktober 2017