Buchcover "Humboldts letzte Reise" von Étienne Le Roux und Vincent Froissard

Humboldts letzte Reise

von Étienne Le Roux und Vincent Froissard
Knesebeck Verlag
2015, 160 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Preis: 24,95 Euro

„Alles begann damit, dass eine Unbekannte an meine Tür klopfte, in der Hand ein Päckchen…“

So endet die Aufzeichnung von Alexander von Humboldt und so beginnt die Geschichte seiner letzten Reise in den Dschungel Amazoniens. Sein Freund und Kollege Aimé Bonpland ist dort verschollen. Die geheimnisvolle junge Dame, Luisa Amadilla, die ihn eines Tages besucht, stellt sich Humboldt als dessen Tochter vor. Sie überbringt ihm das Vermächtnis ihres Vaters in Form eines kleinen Buches und entschließt sich, den Naturforscher auf seiner großen Reise zu begleiten.

Wenn jemand wie von Humboldt zu einer Reise aufbricht, bleibt das auch in der damaligen Zeit nicht verborgen und ruft auch seinen größten Konkurrenten Carl Ritter auf den Plan. Ritter ist missgünstig und gehört zu den Wissenschaftlern, die selbstverliebt in ihr eigenes Spiegelbild sind und vor Überheblichkeit ständig über die eigenen Fußspitzen stolpern.

Ritter will um jeden Preis heraus finden, was den großen alten Mann zu dieser Reise bewogen hat und verfolgt ihn und seine Reisegefährten mit übergroßem Argwohn. Entdeckungen sollten ausnahmslos den Namen Ritter tragen, nicht den von Humboldt.

Im Laufe der Geschichte werden wir beruhigt erkennen, dass auch Ritter lernfähig ist.

Die Reise nach Amazonien ist alles andere als eine Spazierfahrt. Schließlich befinden wir uns noch lange nicht im 21. Jahrhundert. Ein paar aberwitzige, gefährliche und schräge Abenteuer sind zu bestehen. In einem schwingt sich Ritter zum Herrscher über ein winziges Naturvolk auf und – keiner wundert sich wirklich – scheitert kläglich. Bevor der Mann Gehirn einschaltet, dauert es, wie gesagt.

Hochzufrieden beendet Alexander von Humboldt seine letzte Forschungsreise. Luisa findet einen Mann und von Ritter kriegt nicht das, was er will.

Das alles ist vergnüglich anzusehen, die Texte gehören ins 21. Jahrhundert und passen zu den Zeichnungen der Geschichte, die am 22. Dezember 1847 beginnt.

Hätte es in meinen Schuljahren Graphic Novels gegeben – ich hätte zu denen gehört, die Geschichte als Leistungsfach gewählt hätten. Interessanter kann man Literatur und Geschichte oder auch Geschichten nicht vermitteln – vorausgesetzt sie sind gut gemacht, wie diese.

Bremen, 22. April 2015