Ein Nashorn namens Clara

von Kathrin Hirt
NordSüd Verlag
2019, 48 Seiten
Altersempfehlung: ab 4 Jahren
Preis: 16,00 Euro

Nashorn Clara war im 18. Jahrhundert eine Sensation, denn in Europa hatten die Menschen zur dieser Zeit noch nie ein Nashorn gesehen.

Aber der Reihe nach: Ihr sollt wissen, dass das hier eine wahre Geschichte ist. Sie erzählt von einem Nashorn mit dem Namen Clara und von einer lange vergangenen Zeit. Zu dieser Zeit verbrachten die meisten Menschen ihr ganzes Leben an ein und demselben Ort. Fremde Länder kannten sie nicht. Fremde Tiere auch nicht. Alles, was sie kannten, war ihre Heimat. Aber die kannten sie wirklich gut.

Wenn diese Menschen doch irgendwann ihr Zuhause verließen, dann war das in der Regel eine Reise bis ins nächste Dorf oder in die nächste Stadt – je nachdem, was sie dort unternehmen wollten. Damals ging man zu Fuß oder man nahm das Pferd. Ochsenkarren waren auch eine Reisemöglichkeit oder – ganz vornehm, die Postkutsche. Könnt Ihr Euch nicht vorstellen? War aber so.

Tunnels durch Berge gab es noch nicht. Flugzeuge waren noch nicht erfunden, Schiffe fuhren mit Segeln statt mit Motoren.

Aber all das hielt die Kaufleute dieser Zeit nicht davon ab, weite Reisen zu machen. Oft waren sie monatelang unterwegs, um Gewürze, Kaffee, Tee und andere Waren für Europa einzukaufen.

In dieser Zeit lebte Clara.

Eigentlich beginnt ihre Geschichte sehr traurig. Denn in Indien, wo Clara geboren wurde, waren eines Tages mal wieder Jäger unterwegs, entdeckten ein großes und ein kleines Nashorn, erschossen das große und nahmen das kleine Nashorn einfach mit. Ein holländischer Kaufmann bekam Clara als Geschenk und es lebte von diesem Tag an in seinem Haus. Die Kinder gaben ihm den Namen Clara.

Nun ist es ja so, dass auch kleine Nashörner mit der Zeit größer werden und mit jeder Bewegung im Haus Dinge kaputt machen. Eine andere Lösung musste her.

Sie war gefunden, als eines Tages der Kapitän Douwe van der Meer aus Holland zu Gast war und anbot, Clara mit nach Europa zu nehmen und sie dort vorzuzeigen. Davon versprach er sich eine Sensation.

Gesagt. Getan. Clara und der Kapitän bereisten Europa und überall, wo Clara sich zeigte, war sie in der Tat eine Sensation. Denn ein Tier wie Clara hatten die Europäer bis dahin noch niemals gesehen.

Doch mit der Zeit spürte Douwe van der Meer, dass seine große Freundin müde von den beschwerlichen Reisen geworden war und beschloss, dass es an der Zeit war, sesshaft zu werden. In Holland kaufte er ein Stück Land für Clara und dort lebte sie, bis sie einschlief.

Vergessen ist Clara nicht. Schaut im Museum mal genau hin. Vielleicht entdeckt Ihr eines der Bilder von Clara, die damals gemalt worden sind.

Bremen, 5. August 2019