Buchcover "Ein Dings namens Schröder" von Hartmut El Kurdi

Ein Dings namens Schröder

von Hartmut El Kurdi
Tulipan Verlag
2017, 60 Seiten
Altersempfehlung: ab 7 Jahren
Preis: 10,00 Euro

Es ist Heiligabend. Eigentlich sollte das ein Abend sein, an dem die Familie zusammen sitzt, gemeinsam isst, die Alten den Jungen Geschichten von früher erzählen und es allen gut geht. Stop!

In Lillys Familie bricht pünktlich am Heiligabend das Chaos aus. Ihre Eltern streiten wie immer um nichts, von guter Stimmung und Gemütlichkeit weit und breit keine Spur. Da bleibt nur die frische Luft, denkt sich Lilly und verlässt fluchtartig das Haus, um zu ihrem Freund Karim zu gehen.

Karims Eltern sind Muslime und feiern kein Weihnachten. Karim aber findet Weihnachtsbäume schön. So friedlich, sagt er, sieht das aus, wenn man von draußen in die Zimmer sehen und die geschmückten Tannenbäume bestaunen kann. Er hat seinen Vater schon so oft zu überreden versucht, auch einen Baum aufzustellen. Aber der meint, wenn man das Weihnachtsfest nicht feiert, dann braucht man auch keinen Baum. Punkt. Also haben wir hier zwei Kinder, die, jedes für sich, aus einem anderen Grund unglücklich sind.

Wäre Lilly nicht so wütend auf ihre Eltern und hätte sie besser aufgepasst, hätte sie den Motorroller nicht übersehen, der wie aus dem Nichts um die Ecke rast und sie fast umfährt. Weil der Fahrer Lilly aber sieht, weicht er aus und landet im hohen Bogen in einem Scheeberg an der Straße. Glück gehabt. Alle beide.

Ach, das war ja gar kein Fahrer, sondern eine Fahrerin, erkennt Lilly. Und ganz schön zerzaust schaut sie aus. Und ihren Namen hat sie auch vergessen, sagt sie. Lilly soll sie der Einfachheit halber doch einfach „Schröder“ nennen. Das wäre schon in Ordnung, sagt Schröder.

Gut. Nächstes Problem. Was soll sie bloß mit Schröder machen, die ihren richtigen Namen nicht kennt, nicht weiß, woher sie kommt und wohin sie will, ganz offenbar verwirrt ist und nicht weiß, wo sie Heiligabend verbringen soll?

Lilly und Karim denken nicht lange nach und nehmen Schröder mit. Ein bisschen komisch scheint Schröder zu sein, findet Lilly. Denn Schröder kann ihre Gedanken lesen und auf Fragen antworten, die Lilly noch gar nicht gestellt hat. Und auch, als Karim versucht, Schröder auszufragen, weicht sie aus. Merkwürdig, oder?

Zu allem Unglück ist die Familie auch noch mitten im „Weihnachtsmassaker“, wie ihre Schwester Dorothy das „alle Jahre wieder“ nennt. Jeder haut jeden in die Pfanne, das Essen ist nicht perfekt, die Laune im Keller, die Alten nerven mal wieder, weil sie zum tausendsten mal ihre alte Geschichten erzählen, die jeder kennt und alle damit langweilen. Wäre da nicht Schröder.

Obwohl sich das niemand erklären kann, kehrt in Lillys Haus ein ungewohnter Friede ein, Karim hat am Schluss so etwas wie einen Tannenbaum mit Lichterkette, sein Vater sagt, wenn das so sei, will er auch ein Geschenk. Völlig klar, dass Schröder eines für ihn hat.

Wenn Ihr schon selbst lesen könnt, dann freut Euch auf dieses kleine Buch. Oder aber – Ihr lasst es Euch vorlesen. Am Heiligabend. Nach dem Essen. Wenn alle satt und gut gelaunt sind, die Großeltern ihre Geschichten erzählt und alle zugehört haben und alle Spaß an Schröder haben werden. Vielleicht könnte man Schröder bitten, auch bei anderen Familien vorbeizuschauen, vom Motorroller zu fallen und zerstrittenen Familien ein wenig Frieden zu bringen. Wenigstens am Heiligabend.

Bremen, 11. Dezember 2017