Buchcover "Ein Blatt im Wind" von José Sanabria

Ein Blatt im Wind

von José Sanabria
NordSüd Verlag
2018, 48 Seiten
Altersempfehlung: ab 5 Jahren
Preis: 16,00 Euro

In diesem Bilderbuch erzählt Euch eine Zeitung ihre Geschichte. Sie ist eine von den Guten!

Es ist noch nicht hell. Aber die Menschen, die sich darum kümmern, dass Zeitungen druckfrisch auf dem Frühstückstisch liegen, sind schon lange fleißig. Irgendwann verlässt die Tageszeitung fix und fertig die Druckerei, wird gebündelt, verladen und zu all den kleinen Verkaufsständen in der Stadt gefahren, damit die Menschen sie kaufen und sich über das Allerneueste aus Politik, Gesellschaft, Sport und Kultur beim Frühstück oder in der Pause informieren können.

Sobald es hell geworden ist, öffnen die Zeitungs-Kioske und eine Zeitung nach der anderen findet ihren Käufer. Es sind ganz unterschiedliche Menschen, die die Tageszeitung kaufen.

Alle finden einen Käufer. Bis auf eine. Eine einzige bleibt übrig. Zu allem Übel kommt auch noch ein schrecklicher Wind auf, der sich die Zeitung schnappt, durcheinander bläst und in alle Winde verteilt.

Jedes einzelne Blatt findet seine Bestimmung. Eines fliegt durchs offene Fenster in die Wohnung einer sehr traurigen Frau, die mit dem Putzen ihrer Wohnung beschäftigt ist. Sie schnappt sich die Seite ohne sie zu lesen und putzt damit einen Spiegel auf Hochglanz. Danach wandert die Seite in den Ofen. Das ist traurig, aber so ist es gewesen.

Eine andere Seite schwebt, vom Wind getragen, vor die Füße einer Frau, die die Seite aufhebt und sie in ihren Vogelkäfig legt, damit der Vogel – ihr wisst schon!

Eine Tageszeitung hat viele Seiten. Jede einzelne erzählt Euch ihre eigene Geschichte mit einem Bild.

Die letzte Seite wird von einem Mann gefunden. Der Wind hat sie vor seinen Balkon geweht. Er geht raus, hebt die Seite auf und nimmt sie mit ins Wohnzimmer. Setzt sich aufs Sofa. Legt die Seite vor sich auf den Tisch und beginnt zu lesen, was die Seite zu erzählen hat. Die letzte Seite der Tageszeitung frohlockt! Das ist das größte Geschenk, das Menschen einer Zeitung machen können: lesen, was sie zu sagen hat. Der Mann liest. Sein Gesicht verändert sich. Er wirkt plötzlich so glücklich. Was soll ich sagen, zum ersten Mal an diesem Tag ist auch ein winziger Teil der Zeitung glücklich. Warum? Weil der Mann ihr geholfen hat, zu verstehen, warum sie als Teil einer Tageszeitung das Licht der Welt erblickt hat.

Eine wunderbare Hommage an das gedruckte Wort – steht auf der Rückseite des Bilderbuches. Wie wahr!

Bremen, 8. September 2018