Buchcover "Der Traum von Olympia" von Reinhard Kleist

Der Traum von Olympia

von Reinhard Kleist
Carlsen Verlag
2015, 152 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Preis: 17,90 Euro

Reinhard Kleist erzählt die wahre Geschichte einer jungen Frau, deren größter Traum, deren größte Fähigkeit das Laufen war. 2008 trat Samia Yusuf Omar bei den Olympischen Spielen in Peking für ihr Land an den Start. Sie lief ihre persönliche Bestzeit und war der Liebling des Publikums. Ihre Landsleute feierten sie, als hätte sie die Goldmedaille gewonnen.

Ihr nächstes Ziel war die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London. Hier musste sie unbedingt besser abschneiden. Dafür war das tägliche Training Pflicht. Große Vorsicht war geboten, sie musste aufpassen, dass sie nicht erwischt wurde. Denn die muslimischen Fundamentalisten untersagten Frauen den Sport. Trainingsmöglichkeiten wurden immer schwieriger.

Aber Samia ließ sich nicht einschüchtern. Dennoch – irgendwann sah sie für sich keine Chance mehr, in Mogadischu für die Olympiade zu trainieren. Dabei gab es in Mogadischu mal ein wunderschönes Stadion, sagt ihre Mutter. Sie hat dort Basketball gespielt. Dann änderten sich die politischen Verhältnisse des Landes und Rechte für Frauen gab es nicht mehr.

Sie besprach sich mit ihrem Trainer. Der glaubte, dass sie mit einem Team in Addis Abeba die Chance auf gute Trainingsmöglichkeiten bekommen würde. Dass das eine Fehlentscheidung war, machte sie wenig später fast mutlos. Sie entschied sich für das Unmögliche. Mit viel Geld bezahlte sie einen Schlepper für die Überfahrt nach Europa. Skrupellos schickt der sie und die anderen in einem winzigen Boot aufs Meer hinaus.

Man kann beim Lesen kaum aushalten, was Samia auf dieser „Reise“ bis zu ihrem Tod durchmachen muss.

Samias Geschichte ist unendlich traurig. Reinhard Kleist erzählt sie mit einer berührenden Graphic Novel und zeigt damit jedem von uns auf, was Menschen auf sich nehmen, um Krieg, Terror und Hunger zu entkommen.

Viele andere Geschichten erfahren wir niemals, weil die dazugehörigen Menschen entweder auf ihrer „Reise“ ertrunken sind oder aber weil uns niemand all diese Geschichten erzählt.

Bremen, 4. März 2015