Buchcover "Concentr8" von William Sutcliffe

Concentr8

von William Sutcliffe
Rowohlt Verlag
2016, 304 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Preis: 9,99 Euro

Zitat: „Hyperaktivitätsstörungen betreffen angeblich bis zu zehn Prozent der jüngeren Kinder. Überwiegend Jungen. Diese „Störung“ zeigt sich durch schlechte Schulleistungen und durch die Unfähigkeit, sich in der Klasse zu konzentrieren oder von den Eltern unter Kontrolle gebracht zu werden. Eine vermeintliche Fehlfunktion des Gehirns. Zur Behandlung gibt man Ritalin. Kinder, die nicht behandelt werden, werden angeblich mit großer Wahrscheinlichkeit kriminell.“ Zitat Ende.

Das ist die Geschichte:

Ein Wissenschaftler verfasst eine Arbeit zum Thema „Medikamentöse ADHS- Behandlung in Verbindung mit sinkender Kriminalitätsrate für die Regierung. Er ist fasziniert. All die verhaltensgestörten Jugendlichen könnte man mit diesem Medikament ruhigstellen. „Man“ – das sind Eltern und Lehrer. Die Gesellschaft. Ein Segen also für alle.

Allerdings wird eine Journalistin ihm und seinen Machenschaften auf die Schliche kommen, sie wird ihn mit der Pharmafirma in Zusammenhang bringen können, die das „Wundermittel“ Concentr8 für die Regierung herstellt. Sein Lebensstil wird ihn verraten. So ist das mit der Gier!

Die Geschichte spielt in London. In der Zukunft. Sie könnte auch hier bei uns spielen.

Troy, Femi, Lee, Karen und Blaze sind „auffällige Jugendliche“. Sie sind keine Gang. Sie suchen nicht nach Ärger. Wirklich nicht. Es sei denn, die Umstände zwingen sie dazu. Denn sie gehören zu denen mit Hyperaktivitätsstörungen, nehmen schon Medikamente, so lange sie denken können. Sie nehmen morgens eine Pille und der Tag ist der Freund der Gesellschaft, also der Polizei, aller Eltern und Lehrer.

Die jungen Leute sind Teil eines wissenschaftlichen Experiments, abgesegnet von Eltern, die finanziell davon profitieren, von Lehrern und Politikern. Als ihnen das Medikament verweigert wird, bleibt es in der Stadt nicht ruhig. Sie verabreden eine Entführung. Das Opfer ist einer dieser vermeintlich Verantwortlichen. Behalten ihn sechs Tage und Nächte in einem Lagerhaus in „Gewahrsam“. Da kann alles und nichts passieren. Und es passiert alles und nichts.

Diese sechs Tage und Nächte werden uns verstehen lassen, warum die Situation derart eskaliert ist.
Dank der Journalistin fliegt der Deal zwischen Regierung, Wissenschaft und Eltern auf. Was hatten sie getan?! Sie wollten doch nur die guten von den bösen Kindern separieren und entsprechend behandeln. Das kann doch nicht schlimm sein, oder?!

Aber wer entscheidet das? Wer sind die Guten, wer die Bösen? Egal. Alle. Ist einfacher so. Die Frage nach der Verantwortlichkeit beantwortet jeder mit dem Fingerzeig auf den jeweils anderen. Die Rechnung bezahlen eh die anderen.

Beklemmend, weil es wütend auf die macht, die verantwortlich für Kinder sind. Eltern. Lehrer. Schule. Gesellschaft.

Bremen, 30. September 2016